Der Film Cut/Uncut entstand während eines Aufenthalts von Erik Schmidt in Tokio 2015. Scheinbar ziellos durchstreift der Künstler im locker sitzenden Businessanzug die Metropole, taucht in die Menschenmengen ein, vollzieht alltägliche Rituale, wie Essen im Schnellrestaurant oder den Besuch einer Spielhalle. Trotz seiner Annäherung an die neue Umgebung und Kultur entstehen immer wieder Momente der Fremdheit, des Andersseins –an diesen Bruchstellen wird die eigene kulturelle Identität sichtbar.
Etwa ab der Hälfte des Films wandelt sich die Rolle des Künstlers erneut: Während einer Zeremonie in einem traditionellen japanischen Interieur zerschneidet Schmidt mit unbewegtem Gesicht und ruhigen Gesten seine Kleidung, bis nur noch eine Art offenes, japanisch anmutendes Gewand übrig bleibt. Das Auftrennen des Anzugs erinnert als symbolhafter Akt an das Abstreifen einer alten Haut. Die letzte Transformation vollzieht sich am Ende des Films mit dem Abstreifen der restlichen Kleidung und dem Gang des Künstlers ins Meer.
Die Gemälde zeigen urbane Situationen und geben das typische Verhalten von Menschen an öffentlichen Plätzen, Straßenübergängen und in öffentlichen Verkehrsmitteln von Tokio wieder. Das Stadtbild ist geprägt von Menschen in Businessanzügen und mit Aktentaschen, die sich gedankenversunken mit dem Strom bewegen oder auf ihre Smartphones sehen. Schmidt portraitiert das Phänomen von Menschenmengen im öffentlichen Raum einer Großstadt – das ebenso kulturspezifisch geprägt ist, als es auch auf eine umfassendere, globale Realität verweist, die sich an Kleidung, bestimmten Accessoires, Gesten und Verhaltensritualen ablesen lässt. Darüber hinaus zeigt sich die Lust des Malers an materiellen Oberflächen – von Stoffen ebenso wie von Verkehrszeichen und Werbetafeln in der Großstadt.
Die Zeichnungen gehören zu einer Serie von Motiven, in denen Schmidt Seiten aus japanischen Tageszeitungen mit kalligraphieähnlichen Zeichen übermalt.